Irgendwie war es ja vorhersehbar, aber trotzdem war immer ein Fünkchen Hoffnung vorhanden, dass es nicht so weit kommen soll. Aber ab Dienstag, 17. November 2020 um 0 Uhr fährt Österreich die Wirtschaft (und Gesellschaft) wieder runter und befindet sich im Lockdown. Zum zweiten Mal in diesem Jahr nach dem ersten Lockdown im Frühling. Die Ausgangsbeschränkungen des Lockdown Light seit 3. November werden auf den ganzen Tag ausgeweitet. Der Handel muss bis auf wenige Ausnahmen schließen, die Gastronomie, Hotellerie, Sport und Kultur sind sowieso geschlossen – nur Proben oder professionelle Trainings sind erlaubt.
Auch wenn das Coronavirus sich bei näherer Betrachtung nicht als Killervirus entpuppt wie er in vielen Medien dargestellt wird (zB. ein mit dem Virus Infizierter ist nicht gleich ein Erkrankter, das durchschnittliche „Corona Tote“ ist zwischen 70 und 89 und war vorerkrankt), ist der Ernst der Lage nicht zu vernachlässigen. Die Auslastung der Intensivbetten und das österreichische Gesundheitssystem arbeiten bereits auf Hochtouren und stoßen schon bald an ihre Grenzen. Werden die Intensivbetten nämlich von fast ausschließlich Corona-Patienten belegt, können andere medizinische Notfälle nicht behandelt werden, die genauso einen solchen Platz benötigen.
Was für gesellschaftliche Auswirkungen hat der Lockdown
Was wir seit dem ersten Lockdown im März 2020 schon beobachten konnten, war, dass viele Menschen unter dem Social Distancing gelitten haben. Damit sind aber nicht nur ältere Menschen gemeint, die zu den bekannten Risikogruppen gehören und die es zu schützen gilt. Österreicher aller Altersgruppen litten unter der Tatsache, dass sie Freunde, Verwandte nicht mehr besuchen, sehen, geschweige denn umarmen durften – sofern sie sich daran gehalten haben. (Offenbar gibt es viele, die sich nicht daran gehalten haben, sonst würden wir keinen zweiten Lockdown haben.)
Schulkinder verstehen nicht, warum sie von einem Tag auf den anderen nicht mehr in die Schule und ihre Freunde sehen dürfen. In Frankreich durften Kindergartenkinder nur in einem mit Kreide auf dem Boden aufgezeichneten Bereich auf dem Spielplatz spielen (siehe Foto von Lionel Top). Jugendliche, Twens und selbst Erwachsene (vor allem in Single Haushalten) leiden unter der vermeintlichen Vereinsamung. Die Ironie an der Sache ist, dass das genau jene Generation ist, die mit Social Media immer und überall erreichbar sind und viele von ihnen ohne Smartphone gar nicht mehr können (Stichwort: Smartphone Zombies)

Vielleicht erkennen jetzt viele, dass die digitale Welt, die Virtual Reality in den (a-)sozialen Medien wahre Werte wie Zuneigung, Liebe, Aufmerksamkeit nicht ersetzen können. Persönliche Nähe und echter sozialer Kontakt können von Facebook, Instagram und Co. nicht bieten werden. Leider fallen die meisten darauf rein und verlagern ihre Realität in diese Apps anstatt sie als Instrument zur Kommunikation zu nutzen.
Bist du einsam oder bist du nur allein?
Was möchte ich hier mitteilen? Gerade in Zeiten wie diesen, wo wir aufgefordert werden soziale Kontakte zu meiden und so wenig wie möglich außer Haus zu gehen, ist es wichtig folgendes zu wissen und zu behirnen:
„Alleinsein ist nicht dasselbe wie einsam sein“
Das ist ganz, ganz wichtig, dass du den Unterschied versteht, denn das macht in deinem Leben einen wesentlichen qualitativen Unterschied!
Alleinsein ist ein Zustand, der normalerweise räumlich und zeitlich begrenzt ist. Man ist von seinem sozialen Umfeld für eine absehbare Zeit getrennt, weil man sich während dieser Zeit woanders befindet. Ein Urlaub oder eine Geschäftsreise wären da ein gutes Beispiel. Man ist für kurze Zeit weg von zu Hause, wo die Kontaktpersonen sind, weiß aber, dass man wieder zurückkehren wird. Das aktuellste Beispiel ist der Lockdown. Man ist für die Zeit des Lockdowns getrennt von seinem Bekanntenkreis, weil jeder zu Hause bleiben soll. Es sollte aber klar sein, dass dieser Lockdown vorerst nur bis 6. Dezember dauern soll – also zeitlich begrenzt. Es besteht jedoch durchaus die Möglichkeit sich anzurufen, sich zu schreiben, zu zoomen, zu facetimen usw. Die heutige Technik bietet unzählige Möglichkeiten, dass man sich trotz der Trennung sehen und hören kann.
Einsamkeit hingegen ist ein Dauerzustand. Einsame Menschen haben keine Bezugspersonen. Sie haben keine Freunde oder Familie, die man anrufen kann um ihnen von seinen Erlebnissen zu erzählen. Es sind leider keine Personen vorhanden, an die man sich wenden kann, wenn man gerade Sorgen hat oder wenn es einem nicht gut geht. Diese Menschen sind auf sich allein gestellt und leben ein, für gewöhnlich, sehr zurückgezogenes Leben. Interessant ist zu beobachten, dass sie sehr wohl auf Social Media aktiv sind, sich dort unterhalten und „soziale Kontakte“ pflegen. Zurück in der Realität hingegen, sind sie wieder der schüchterne, zurückgezogene Eigenbrötler. Nicht wenige von ihnen leiden unter psychischen Problemen wie Depressionen.

Was davon bist du wirklich?
Bist du „nur“ alleine oder wirklich einsam? Die meisten Menschen stellen sich nämlich so dar, als ob sie einsame Menschen wären, ohne jegliche Bezugspersonen und ohne Platz in der Gesellschaft und deshalb traurig sind. Da ist Vorsicht geboten! Meiner Meinung nach ist man zwar schnell alleine, aber das bedeutet nicht, dass man einsam ist.
Wenn man ehrlich ist und gründlich darüber nachdenkt, wird sich herausstellen, dass die meisten gar nicht so einsam sind, wie sie tun. Das Alleinsein bietet auch viele Vorteile. Man gönnt sich eine Auszeit vom Trubel in der Außenwelt. Ich nutze meine Me-Time um Kraft zu tanken, Zeit für mich zu haben und Dinge zu erledigen, die mir und meiner Seele gut tun. Ich weiß, dass ich Freunde habe und ich weiß, dass ich eine großartige Familienbande haben, die mich unterstützen, sich um mich sorgen und auf die ich jederzeit zählen kann. Sie sind mein Backup, sie stärken mir mein Rückgrat. Trotzdem genieße ich die Zeit alleine, wo ich mein Instagram nicht einmal einschalte. Kann sein, dass ich mich gerade sportlich betätige um meinen Körper zu spüren. Vielleicht gucke ich aber gerade eine Serie, lese ein Buch oder es ist komplett leise, wo nicht einmal Musik spielt – ich höre dann nur das Ticken der Uhr. Es ist mein Time-Out, das komplett mir gehört und niemand anderem.
Nutz‘ doch auch du die Zeit, wenn du alleine bist. Egal ob ein Tag, eine Woche oder ein Monat. Es gibt so viel womit du dich und deine Seele verwöhnen kannst, und damit ist nicht einmal ein Wellness-Besuch gemeint (was es aber auch nicht ausschließt). Verbring‘ nicht die Zeit damit zu jammern, dass du angeblich so einsam bist. Hast du Freunde? Hast du soziale Kontakte? Hast du Bezugspersonen? Ja? Dann bist du nicht einsam, sondern „nur“ allein. Du wirst schon früh genug wieder mit deinen Liebsten zusammenkommen. Bis dahin genieße die Ruhe mit dir selbst. Komm‘ mal mit dir selbst klar und fürchte dich nicht davor. Es muss nicht immer ein Gewusel um dich herum sein. Es muss nicht ständig das Telefon läuten. Du musst nicht permanent checken, ob gerade 10 weitere Likes auf deinem Bild sind. Sei einfach mal mit dir selbst im Reinen. Und wenn du gerade alleine in deiner Wohnung oder deinem Zimmer sitzt und dich nach Kontakt sehnst, gibt es immer noch das Instrument „Social Media“. Benutz‘ es um mit deiner Außenwelt in Verbindung zu bleiben, aber verlier dich nicht darin. Nutze es smart und lass dich von deinem Smartphone nicht „out-smarten“. Es soll nur ein Kommunikationstool bleiben und nicht deine Realität.
Wenn diese Sichtweise erst einmal im Bewusstsein verankert, lebt es sich viel gechillter. Man ist beruhigt, man hat weniger Ängste. Man kann sich zurücklehnen, weil man sich seines Rückhalts sicher ist, das vom sozialen Umfeld kommt. Und wenn man das alles mal weiß und sich vergewissert hat, dass man nicht einsam, sondern nur alleine ist, dann vergeht der Lockdown auch angenehmer und rascher. Das verspreche ich dir!